Akustik von E-Bikes

Gerade wegen den in Corona-Zeiten vorhandenen Einschränkungen im Lebensalltag ist ein regelrechter Natur-Boom festzustellen. Die Nachfrage im Bereich des Fahrradmarkts ist explodiert. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband wurden im Jahr 2020 rund 5,04 Mio. Fahrräder verkauft (siehe untenstehendes Diagramm Fahrräder und E-Bikes in Deutschland).

 

Die Gesamtstückzahl hat sich um rund 17 % erhöht, der E-Bike-Verkauf ist sogar um über 43 % angestiegen. E-Bikes haben damit im Jahr 2020 einen Marktanteil von 39 %. Es wird davon ausgegangen, dass E-Bikes mittel- bis langfristig sogar einen Marktanteil von rund 50 % des Gesamtmarkts erreichen werden.

 

Als uns kurz vor Erreichen des Alpenhauptkamms verschiedene Wanderer verwundert bemusterten, wo denn die Motoren an unseren Fahrrädern seien, konnten wir bei einer unserer Akustikbüro-Alpencross (ohne Motor!) hautnah erfahren, dass E-Bikes mittlerweile als selbstverständlich betrachtet werden.

 

Mit der Zunahme von E-Bikes kommt es auch zu einer erhöhten Lärmbelastung, sowohl im städtischen Bereich als auch in der Natur. Die Friedrich-Alexander Universität in Erlagen-Nürnberg hat sich daher mit der Akustik von E-Bikes beschäftigt und im Akustik Journal 02/20 einen Fachartikel veröffentlicht. Dabei wurden verschiedene E-Bikes im Sinne einer allgemeinen Aussage zur Schallabstrahlung und Schallanalyse untersucht. Ziel ist es dabei den zusätzlichen Geräuschanteil des Elektromotors zu erfassen. Dafür wurden Untersuchungen in einem Prüflabor mit unterschiedlichen Fahrradtypen (Trekking-E-Bike, City-E-Bike und Mountain-E-Bike) durchgeführt. Es wurde die schalltechnische Situation mit und ohne E-Motorunterstützung bei unterschiedlichen Betriebsstufen ohne Reifen- und Fahrtwindgeräusche verglichen. Beim Betrieb ohne Motorunterstützung in geringer Trittfrequenz entstehen am Fahrradfahrerkopf Schalldruckpegel zwischen 35 und 45 dB(A). Mit Motorunterstützung liegen die Schalldruckpegel deutlich höher je nach Fahrradtyp bei ca. 50…65 dB(A). Der Gesamtschallleistungspegel wurde ebenfalls ermittelt (siehe untenstehender Tabellenausschnitt: Gesamtschallleistungspegel mit und ohne E-Motorunterstützung).

 

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass sich der ermittelte Schallleistungspegel als Mittelwert für alle untersuchten Trekking-E-Bikes mit E-Motorunterstützung um ca. 5 dB erhöht. Deutlich höher sind die Zunahmen in den hohen Leistungsklassen der Mountainbikes mit Erhöhungen von ca. 15 dB.

 

Aus unserem Monatsartikel Januar 2021 „Verlust der Stille“ wird deutlich, dass eine Zunahme an Technik-Geräuschen (Lärmbelästigung) in vielen Bereichen vorliegt und nun auch den Fahrradmarkt erreicht hat. Dabei existieren aktuell noch keine gesetzlichen Vorgaben zu den Schallemissionen und damit keine einheitlichen Untersuchungsbedingungen. Die Untersuchungen der Friedrich-Alexander Universität in Erlagen-Nürnberg sind ein erster Vorstoß in diese Richtung. Den vollständigen Artikel können Sie unter https://www.dega-akustik.de/fileadmin/dega-akustik.de/publikationen/akustik-journal/20-02/akustik_journal_2020_02_online_artikel3.pdf nachlesen.